Spitzentechnik aus der Röntgenstraße
Main-Echo Pressespiegel

Spitzentechnik aus der Röntgenstraße

Auszeichnung: Passend zum Jubiläum gewinnt die Alzenauer Reuter Technologie den Feinmechanik-Preis beim Würzburger Metallkongress
ALZENAU /SCHÖLLKRIPPEN  Von un­se­rem Re­dak­teur MI­CHA­EL MÜL­LEREs passt gut zu­sam­men in die­sem Jahr. Die Alzenauer Firma Reuter Technologie hat jüngst ihr 70-jähriges Bestehen mit einer Festveranstaltung im Sailaufer Schlosshotel Weyberhöfe gefeiert - und als hätte es einer Bestätigung bedurft, dass man auch wirklich allen Grund zum Feiern hat, gab es vor wenigen Tagen in Würzburg eine in der Branche begehrte Auszeichnung: Die Reuter Technologie hat den Feinwerkmechanik-Preis »für herausragende Objekte und Problemlösungen« erhalten, wie es in der Pressemitteilung des Veranstalters (siehe »Hintergrund«) heißt.
Echte Kahlgrund-Geschichte
Die Reuters können eine echte Kahlgrund-Geschichte erzählen. Die Wurzeln des Familienbetriebs reichen in das 18. Jahrhundert zurück. Eine Schmiede, die seit 1780 in Familienbesitz war, gilt als Vorläuferin des Unternehmens, das 1953 von Ewald Reuter (*1926, gest. 2000) als Metall- und Apparatebaubetrieb in Schimborn gegründet wurde.
In der Firmenchronik ist für die 1960er-Jahre ein »Renner« beschrieben. Man hatte eine gewerbliche Spülmaschine aus Edelstahl entwickelt, die gut nachgefragt wurde. Das Unternehmen firmierte ab 1978 als Ewald Reuter GmbH. Mit dem heute noch aktiven Karl-Heinz Reuter, Sohn des Firmengründers, trat in jenem Jahr die zweite Generation in die Geschäftsführung ein. 1980 folgte ein nächster wichtiger Schritt. Mit einer neu errichteten großen Halle plus Bürotrakt in Schneppenbach löste das expandierende Unternehmen seine immer ärger werdenden Platzprobleme. Der Gründungsort Schimborn wurde verlassen.
In Schneppenbach ist man übrigens noch immer aktiv, doch seit 2005 ist in der Alzenauer Röntgenstraße der neue Unternehmenssitz. Drei Jahre zuvor hatte man sich auf den heute noch gültigen Firmennamen Reuter Technologie GmbH geeinigt, nachdem zuvor die Reuter Präzisions GmbH die korrekte Bezeichnung war.
60 Mitarbeiter
Die Namensänderungen lassen erahnen, dass die Bandbreite dessen, was das Unternehmen zu bieten hat, sich wesentlich erweiterte. 2002 war auch das Jahr, als Albrecht Reuter neben Karl-Heinz Reuter Geschäftsführer wurde. Seit 2018 gibt es einen dritten Geschäftsführer. Florian Reuter, Sohn von Karl-Heinz Reuter, kümmert sich um das Kaufmännische, der Vater ums Marketing und Albrecht Reuter verantwortet den technischen Bereich. Gut 60 Mitarbeiter in Alzenau und Schneppenbach stehen auf der Lohn- und Gehaltsliste.
Auf der Reuter-Homepage gibt es eine nette Umschreibung für das, was man tut: Man realisiere »coole Ideen für coole Produkte« - so ist zu lesen. Etwas exakter ist die Beschreibung, dass Reuter »individuelle Kühllösungen aus Kupfer und Edelstahl« für extrem hohe Kühlleistungen entwickelt und ein »führendes Unternehmen im Bereich Ultrahochvakuum-Technologien« sei. Als Produkte angepriesen werden beispielsweise »vakuumgelötete Kühlkörper«, »Highspeed-Lötbaugruppen« und »Energie- und Wellenleiter«.
Box für Teilchenbeschleuniger
Karl-Heinz-Reuter weiß, dass es nicht gerade die ganz einfache Materie ist, von der zu berichten ist. Im Gespräch mit unserer Redaktion sagt er, dass man unter anderem für die Medizin-Branche und für Forschungsinstitute tätig sei. So auch für das Helmholtz-Zentrum in Berlin, einem naturwissenschaftlichen Institut. Das Helmholtz-Zentrum spielt eine entscheidende Rolle bei der Frage, wie die Alzenauer zu ihrem Feinmechanik-Preis gekommen sind. In der offiziellen Pressemitteilung zur Preisvergabe ist es so erklärt: »Für den Teilchenbeschleuniger im Helmholtz-Zentrum in Berlin wurde eine komplexe Testbox für einen Koppler-Prüfstand gebraucht. Auf Grundlage ihrer Ergebnisse stellen die Wissenschaftler sicher, dass die richtigen Teilchen in der richtigen Anzahl in den Beschleuniger gelangen. Reuter Technologie lieferte diese Testbox.«
Das sei eine »große Herausforderung« gewesen, heißt es weiter. Die Auftraggeber in Berlin lobten das Produkt aus dem Hause Reuter in den höchsten Tönen - und so hatte man in Alzenau den Mut, die Testbox für den Wettbewerb einzureichen, erzählt Florian Reuter. Das war offensichtlich eine sehr gute Idee. In der Pressemitteilung zur Preisvergabe heißt es wörtlich: »Die Jury ist begeistert von der Vorbereitung und der Ausführung des komplexen Auftrags.«
Nicht die erste Auszeichnung
Die Reuters sind nicht ganz unerfahren als Preisträger. So haben sie beispielsweise 2017 den Bayerischen Staatspreis »für besondere gestalterische und technische Leistungen im Handwerk« erhalten. Damals wie heute heben die Reuters hervor, dass der Erfolg nur dank qualifizierter und motivierter Mitarbeiter möglich sei. So war es für die Geschäftsführer selbstverständlich, stellvertretend für die Belegschaft den Teamleiter Robert Amberg und Projektleiter Alexander Sachs bei der Vergabe des Feinwerkmechanik-Preises in Würzburg in den Vordergrund zu rücken.





07.11.2023
mehr unter www.main-echo.de
Schließen Drucken Nach Oben