Entlang der Kahl: Abenteuerpfade und versperrte Blicke
Main-Echo Pressespiegel

Entlang der Kahl: Abenteuerpfade und versperrte Blicke

Entlang der Kahl: Einige Kuriositäten entlang des Flusslaufs - Vom Dschungel zum tiefsten Punkt Bayerns
Alzenau/Kleinkahl  Im ach­ten Teil un­se­rer Kahl­se­rie wol­len wir ei­ne Rei­he von Ku­rio­si­tä­ten ent­lang des klei­nen Flüs­schens be­trach­ten. Im obe­ren Kahl­grund et­wa war­ten auf Fa­mi­li­en die größ­ten Abenteu­er, wenn sie den Dschun­gelpfad in Klein­kahl er­kun­den. Dort wur­den vor et­wa 20 Jah­ren von ei­nem Pri­v­at­mann ei­ni­ge ge­schnitz­te Holz­fi­gu­ren, zum Bei­spiel ein Kro­ko­dil, an der Kahl auf­ge­s­tellt. In­zwi­schen hat der Pfad ein Ei­gen­le­ben ent­wi­ckelt.

Alle möglichen Dinge tauchen dort auf, stehen am Wegesrand oder hängen in den Bäumen. Wer alles entdecken will, muss genau hinschauen. Phantasievolle Wesen aus Metall, kleine Kunstwerke oder einfach nur Kitsch aus Plastik. Dort wurde ein liegender Baumstamm mit einem Metallstück in ein Krokodil verwandelt, dort ein Baumstumpf mit angenagelter Sitzfläche zu einem Stuhl umfunktioniert. An anderen Stellen grüßt ein fettes Schwein von einem Ast oder eine Madonna steht in einer Nische. In den Bäumen hängen Mobiles oder CDs oder Holzfiguren.

Es gibt immer wieder etwas Neues zu sehen, weiß die Kleinkahler Bürgermeisterin Angelika Krebs. Nur, wer diese Dinge dort drappiert, weiß sie nicht. Ist es eine Einzelperson oder sind es mehrere? Ist es geplant oder einfach aus einer Laune heraus? So umgibt den Dschungelpfad ein stetes Geheimnis.

Der Dschungelpfad beginnt nahe der Kleinkahler Kneippanlage. Er wird von der Gemeinde Kleinkahl gepflegt. Folgt man dem Fußweg dort weiter kahlaufwärts, zweigt er direkt vor einer Brücke über die Kahl links ab.

Ab auf die Insel ? Auch das ist an der Kahl möglich, allerdings nur in beschränktem Ausmaß. Denn diese Inseln waren meist künstlicher Natur, entstanden durch die zahlreichen Mühlbäche, die es einst entlang der Kahl gab. Inzwischen ist ein großer Teil davon Begradigungen und anderen Rückbaumaßnahmen zum Opfer gefallen.

Das war zu einer Zeit, als die Kahl mehr als Abflussrinne, denn als schöner Fluss galt. Wer weiß zum Beispiel noch, dass es Ende der 1960er, Anfang der 1970er Jahren Pläne gab, die Kahl auf ihrer ganzen Länge im Stadtgebiet Alzenau unter einer innerörtlichen Umgehungssstraße zu begraben, ähnlich wie in Idar-Oberstein geschehen? Gottseidank wurde stattdessen die Nordumgehung gebaut.

Doch zurück zu den Inseln: In Schimborn gab es einst sogar Konzerte auf einer derartigen Insel, dort spielten Chicahlgrund und andere Bands. Auch in Alzenau gab es einst mehrere Mühlbäche, etwa bei der Bäckerei Christ. Einer existiert noch, beziehungsweise wieder, nämlich an der sogenannten Hasenmühle hinter dem Rathaus. Diese steht somit also eigentlich auf einer Insel.

Die Mühle sollte eigentlich der Bauherr der dahinter liegenden Appartementhäuser als Ausgleich sanieren, doch die Arbeiten ruhen seit mehreren Jahren. Statt Fenster gibt es nur Sperrholzbretter. Übrigens hat die Mühle auch ein Mühlrad, allerdings inwendig, von außen nicht zu sehen. Der dazu gehörige Mühlbach war lange Zeit trockengelegt, fließt jedoch seit einigen Jahren wieder, wenn auch die Pläne, dort einen Wasserspielplatz zu installieren, an der schlechten Wasserqualität scheiterten.

In Alzenau ist die Kahl hingegen so einzigartig, dass die Stadt zur Gartenschau 2015 extra eine Aussichtssteg für sie baute. Von den Bürgern erntete sie dafür auch viel Kritik, denn eigentlich ist die Aussicht von diesem Aussichtspunkt nicht sehr aussichtsreich. Als "Brücke ins Nichts" bezeichnen sie die Bürger auch. Nach der Gartenschau gab es Pläne, sie umzugestalten, etwa mit einer Wendeltreppe am Ende zu versehen, oder sie sogar zu einem kompletten Fußgängersteg über die Kahl zu erweitern. Das käme jedoch viel zu teuer.

Im sogenannten Energiepark steht der Steg noch heute, allerdings aussichtslos, denn wegen Baumängeln gesperrt. Gelegentlich hängen dort ein paar Anhänger des Hängeyogas. Die Sanierung kommt teuer, ein Abriss wäre billiger. Ob der Steg da noch eine Zukunft hat?

Bayern ist ein Land mit vielen Höhe-, aber nur wenigen Tiefpunkten, wenn man seinem Ministerpräsidenten glauben darf. Einen dieser Tiefpunkte gibt es in Kahl: dort, wo das Flüsschen gleichen Namens in den Main fließt. Denn dies ist zugleich der tiefste Punkt des Freistaats. Und damit auch das Ende der Kahl und dieses Berichts.

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31.08.2023
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