Was vor 25 Jahren ein echtes Wagnis war, erweist sich heute als Glücksfall. Damals entschied sich die Familie, den Landwirtschaftsbetrieb im Kahlgrund von Milchkuh auf Ziege umzustellen. Und ist nun in einer Nische gut etabliert, für die sich immer Verbraucher interessieren. Ziegenkäse ist längst keine Randerscheinung mehr, die Produkte vom Berghof sind außerdem nicht nur regional, sondern auch bio.
Der Familienbetrieb, in den mit Monika Schudts Sohn Michel inzwischen die nächste Generation eingestiegen ist, setzt auf mehrere Standbeine. Sie beliefern Einzelhandel und Gastronomie mit ihrem Käse, den eigenen Hofladen sowieso. Die Direktvermarktung funktioniert gut, der Berghof hat zahlreiche Stammkunden. Und doch, sagt Hauswirtschaftsmeisterin Schudt, die extra für die Ziegenmilchverarbeitung das Handwerk des Käsemachens erlernt hat, merke man eine Veränderung. Während der Pandemie boomten Hofläden, mittlerweile spiegeln sich die zahlreichen Krisen im Kaufverhalten wider - der Verbraucher spart. Ganz besonders, wenn beim Einkauf im Regal nebenan ein ähnliches Produkt für weniger Geld lockt. Und mit Signalworten wie Heimat wirbt oder Regionalität verspricht. Regional, sagt die Biobäuerin, könne überall verortet sein. Geschützt ist der Ausdruck nicht, weswegen Verbraucher genau hinsehen müssen, wollen sie Betriebe unterstützen, die tatsächlich aus der eigenen Umgebung stammen.
Während es viele Produkte regionaler Erzeuge gar nicht bis in die Supermarktregale schaffen, finden Kunden den Käse vom Berghof in etlichen hiesigen Filialen. Und in anderen Hofläden, denn diese sind oft untereinander vernetzt, ergänzen gerne die eigene Palette um beispielsweise eben Ziegenkäse. Davon bietet der Berghof zahlreiche Varianten: von Ziegenfrischkäse über Ziegencamembert, Weichkäse mit Rotschmierbelag, Schnittkäse in Wabenform - die "Würzige Hilde" zählt hier zu Schudts eigenen Lieblingssorten - oder zwölf Monate gereifter Ziegenhartkäse. Manche sind mit Wildkräutern und -blumen garniert, die aus dem eigenen Garten stammen. Ein Bereich des Hofs, dessen Pflege für Monika Schudt nicht in die Rubrik "Arbeit" fällt, wie sie lächelnd erklärt.
Zickleinfleisch und Ziegenbratwürste
So schön es ist, in Kühltheken der größeren Einzelhändler präsent zu sein, damit sei Aufwand verbunden, sagt sie. Allein die genauen Angaben für Etiketten zusammenzutragen, die vielen kleinteiligen, zwingenden Vorgaben zu erfüllen, koste Zeit. "Ich probiere gerne neue Käsesorten und experimentiere", erzählt die Fachfrau. Diese Kreationen bietet sie dann zuerst im eigenen Hofladen an. Auch Kundenwünsche lassen sich berücksichtigen, sagt die 55-Jährige. Allerdings nur im Rahmen dessen, was überhaupt möglich sei, ergänzt sie und lacht. Ebenfalls im Hofladen erhältlich: Zickleinfleisch und Ziegenbratwürste.
Weil Kunden hier eher zögerlich zugreifen, nutzt Schudt ein weiteres Standbein, den Partyservice, um Gerichte mit Zicklein zum Probieren anzubieten. Mit positiver Resonanz, berichtet sie. Ebenfalls gut nachgefragt: die Angebote ihrer Käseschule. Im Sommer, wenn der Hofladen den August über geschlossen bleibt, stehen Termine an. Das Interesse, selbst im Rahmen eines Workshops Käse zu machen, erzählt Schudt, sei groß. Auf dem Berghof selbst wird, läuft alles nach Plan, im Herbst die neue Käserei in Betrieb genommen. Schönes Extra für die neugierigen Ziegen: Durch eine Glasscheibe können sie aus dem Stall in die Käserei schauen, während dort ihre Milch verarbeitet wird.
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