Rauf auf den Traktor und raus aufs Feld
Main-Echo Pressespiegel

Rauf auf den Traktor und raus aufs Feld

Landwirtschaft: Wie die Rübensägemeinschaft Untermain arbeitet - Spezialgerät für die Aussaat von Rübe, Raps und Mais
Schöllkrippen  Sechs Me­ter breit, auf spe­zi­el­le Be­dürf­nis­se ein­s­tell­bar, in blau­em Farb­ton ge­hal­ten: Das ist das Ge­rät der Rüb­en­sä­ge­mein­schaft Un­ter­main, die zum Ma­schi­nen­ring Un­ter­main mit Sitz in Sc­höllkrip­pen ge­hört.

Angedockt wird diese Sämaschine an den Traktor - dann geht's raus aufs Feld. Was die Rübensämaschine kann, die nicht nur bei der Zuckerrübe zum Einsatz kommt, weiß Michael Schuhmann. Der 26-Jährige ist Agrar-Ingenieur, stammt aus Frammersbach-Habichsthal und kommt vom Bauernhof (Nebenerwerb, Grünland, Schafhaltung, Wald). Schuhmann ist seit 2021 Geschäftsführer des Maschinenrings Untermain.

Eine Standard-Sämaschine gebe es nahezu auf jedem Hof, sagt er. Aber: Damit sei die Aussaat von Zuckerrüben nicht möglich. Denn: Bei der Rübe - wie auch beim Mais - sei die Einzelkorn-Saattechnik ausschlaggebend.

Das bedeutet: Jede einzelne Saat wird gezielt ausgebracht. Es gibt also immer den selben Abstand zwischen den Saatkörnern. Schuhmann spricht von Aussaatstärken. Beim Mais betrage diese Stärke sieben bis zehn Pflanzen (Körner) pro Quadratmeter. Zuckerrübe: zehn bis elf Pflanzen/Quadratmeter. An der Saatmaschine lasse sich das genau einstellen.

Einzelsaat-Sägerät - so lautet denn auch die Bezeichnung dieser landwirtschaftlichen Maschine. Festgelegt werden kann an ihr nicht nur die Aussaatstärke, sondern auch der Abstand zwischen den Saatreihen. 50 Zentimeter Abstand bei Rüben und Raps. 75 Zentimeter beim Mais. Per Hand lasse sich das an dem Gerät einstellen, so Fachmann Schuhmann.

Rüben. Raps. Mais. Das ist nicht alles bei der Feinjustierung. Dazu kommen Sonnenblumen, Hirse, Sojabohnen. »Verschiedene Kulturen«, sagt Schuhmann.

Und damit das Sägerät das Feld exakt bestellen kann, ist der Traktor mit GPS ausgestattet. Über Satellitentechnik wird so sichergestellt, dass das ganze Feld mit Saatgut versorgt wird, dass es bei den Saatgutreihen keine Überlappungen gibt.

Kurz zurück zu den herkömmlichen, auf den Höfen weit verbreiteten Sägeräten. Bei diesen, so Schuhmacher, sei das alles nicht möglich. Diese Maschinen seien geeignet für die Aussaat von Gerste, Weizen und Roggen im Herbst.

Was kostet ein solches Einzelsaat-Sägerät? Die aktuelle Maschine, teilt der Experte mit, habe man 2021 gekauft. Netto-Preis: 65.000 Euro. Erst vor Kurzem habe sich die Rübensägemeinschaft das Nachfolgemodell anbieten lassen: 80.000 Euro netto. Schuhmacher: »Wir haben uns aber gegen den Kauf entschieden. Aber da sieht man mal recht eindrucksvoll die Preissteigerung der letzten paar Jahre.«

Die Rübensägemeinschaft Untermain wurde 2002 gegründet und hat aktuell 20 Gesellschafter, sprich: 20 Höfe, die diese Maschine einsetzen. Und die Einsätze bei den Aussaaten sind klar geregelt: Klaus Roßmann aus Alzenau-Hörstein ist Vorsitzender des Maschinenrings und Geschäftsführer der Rübensägemeinschaft. Er koordiniert die Einsätze des Spezialgeräts. Nicht nur das. Er (oder ein Mitarbeiter seines Hofs) ist es auch, der die Aussaat übernimmt. Er kommt also mit seinem Traktor und der angehängten Maschine auf die Felder und erledigt die Saatarbeit (das Saatgut stellt der an der Rübengemeinschaft beteiligte Landwirt). Wenn es nicht Roßmann ist, dann ist es Landwirt Jochen Schmitt aus Niedernberg.

Die beiden sind entsprechend geschult und teilen sich die Arbeit auf den Feldern zwischen Alzenau und Heppdiel am bayerischen Untermain.

Wann ist dieses Spezialgerät im Einsatz? Zur Rübensaat im März, zur Maissaat von Mitte April bis Anfang Mai. Sonnenblumen Ende März/Anfang April, Hirse Mitte April/Anfang Mai. Ende August bis Anfang September: Raps. Danach wird die Maschine gewartet und winterfest gemacht, weiß Schuhmann.

Rechnet man die Arbeit auf ein Jahr hoch, ist das Sägerät auf mehr als 400 Hektar Feld unterwegs. »Das ist eine starke Auslastung«, sagt Schuhmann.

Hohe Auslastung, Technik gemeinsam nutzen und so den Gesellschaftern einen »annehmbaren Preis« anbieten können - darum gehe es. Freilich müsse man bei einer solchen Arbeitsgemeinschaft Kompromisse finden, sagt Schuhmann. Zum Beispiel, wenn es bei 20 beteiligten Höfen um die Termine für die Aussaaten geht - und immer spielt dabei die Witterung eine Rolle. Und wenn sich ein Landwirt selbst ein solches Gerät zulegt, um frei zu sein von Terminabhängigkeiten, um individuell planen zu können? Experte Schuhmann: »Das rentiert sich in der Regel aus wirtschaftlicher Sicht nicht.«

Zahlen und Fakten: Maschinenring Untermain

Der Maschinenring Untermain wurde 1971 gegründet. Der Maschinen- und Betriebshilfsring ist nach eigenen Angaben eine Selbsthilfeorganisation der Landwirtschaft am bayerischen Untermain. Auf der Internetseite des Rings steht: »Unsere Region im Dreiländereck Bayern, Hessen und Baden-Württemberg hat landschaftlich und landwirtschaftlich so einiges zu bieten: extensive Mutterkuhbetriebe im Spessart und flächenstarke Ackerbauern zählen genauso zu unseren Mitgliedern wie zahlreiche Winzer entlang des Mains.«

Zum Ringgebiet gehören der Landkreis Aschaffenburg, die Stadt Aschaffenburg und der Landkreis Miltenberg.

Hauptaufgaben: • Organisation und Abrechnung von Maschineneinsätzen in der Landwirtschaft;• Betriebs- und Haushaltshilfe; • Beratung und Unterstützung von Mitgliedern; • Einkaufsvorteile; • Organisation von außerlandwirtschaftlichen Zuerwerb für Mitglieder (etwa Winterdienst).

Am bayerischen Untermain sind fast alle Landwirte und viele Winzer Mitglied - etwa 680. Die Mitglieder bewirtschaften 27.700 Hektar landwirtschaftliche Fläche. Vom Schlepper bis zum Grubber: Der Ring vermittelt Geräte an die Landwirte. Er unterstützt Höfe, wenn etwa der Bauer einen Unfall hatte. Dann werden Helfer geschickt. Internet:www.mr-untermain.de

15.07.2024
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